Hochzeit

Wie wurde früher in Rautendorf Hochzeit gefeiert?

Zu einer Hochzeit wurde stets die ganze Familie eingeladen und so war es auch ein richtiges Fest für die Kinder. Die Einladung der Gäste erfolgte durch den Hochzeitsbitter, der eine Liste mit Namen der einzuladenden Gasten bekam. Zwei Wochen vor der Hochzeit ging der Hochzeitsbitter mit dem geschmückten Handstock und den Blumen und bunten Bändern am Hut zu den Gästen. Bei jeder Einladung bekam er ein paar Groschen oder einen Schnaps. Die Brautjungfern hatten die Aufgabe, die nächsten Nachbarn zum Helfen ins Hochzeitshaus zu bitten. Am Hochzeitstag kamen die Nachbarn und schälten Kartoffeln, drehten die Mettbälle und putzen das Gemüse. Die jungen Mädchen aus der Nachbarschaft kamen um Kränze zu binden. Die Kränze wurden mit selbst gefertigten Rosen aus Krepppapier verziert und das Hochzeitshaus festlich geschmückt.

Ein Geschenk gab es nicht, aber, wenn man zum Schluss nach Hause ging, gab man seine Gabe. Das war ein festgesetzter Betrag von 3 Mark pro erwachsene Person, die Kinder waren frei.

Wohnte man im Ort, so fing man gegen 13 Uhr an, sich für die Hochzeit vorzubereiten und ging zu Fuß zum Hochzeitshaus. Der Pastor wurde mit der Kutsche abgeholt. Vor der Trauung gab es Kaffee und Kuchen. Nach der Trauung, die meist auf der Diele stattgefunden hat, da es vorwiegend Haustrauungen gab, wurde das Hochzeitsessen gereicht. Zuerst eine Suppe, danach Backobst mit Mehlpudding, Braten mit Kartoffeln, Soße, Gemüse und zum Schluss Pudding.

Nach der Hauptmalzeit wurden die Tische von der Diele getragen und mit dem Ehrentanz des Brautpaares war der Tanz eröffnet. Es gab Tanzbänder, die für 1 bis 3 Mark verkauft wurden. Wer nicht tanzen wollte, nahm kein Tanzband, zahlte aber dafür 10 Pfenning für den einzelnen Tanz. Ohne Bezahlung aber kam kaum ein Gast davon.

Gegen 21 bis 22 Uhr gab es erneut wieder Kaffee und Kuchen, diesmal war dafür in der Stube oder im Flett gedeckt. Der Tanz auf der Diele ging unterdessen weiter.

Nachts um 12 Uhr wurde der Brautschleier zerrissen und anschließend gab es Kartoffelsalat mit Sauerfleisch und Brote. Den letzten Gästen würde gegen Morgengrauen Kaffee und Kuchen gereicht, denn in damaliger Zeit war es nicht ungewöhnlich, dass eine Hochzeit bis in die frühen Morgenstunden dauerte.

Die Hochzeitsbräuche haben sich gewandelt…

Die Hochzeitsbräuche haben sich wesentlich gewandelt. Heute feiert man das Fest entweder in einer Gaststätte oder – was jedoch eher selten ist – zu Hause. Gefeiert wird mit der Familie und Freunden. Die nicht eingeladenen Freunde des Hauses schicken als Geschenk eine Blume, ein Telegramm oder auch eine Glückwunschkarte, gelegentlich auch ein Geschenk. Dann werden sie später zu einer Nachfeier eingeladen. Die geladenen Hochzeitsgäste geben ein Geschenk im Werte von 50 DM bis 100 DM oder zahlen einen entsprechenden Betrag in bar.

Das Hochzeitsessen ist üppig. Es gibt meist eine Hühnersuppe, anschließend zwei oder mehr verschiedene Braten mit einer Gemüseplatte, Kartoffeln, Kroketten und Soße. Den Abschluss machen dann verschiedene Puddinge und Eis mit warmen Kirschen.

Die alte Sitte ist bis heute erhalten, dass der Braut nachts um 12 Uhr der Schleier zerrissen wird und jeder versucht, ein Stück von ihrem Brautschleier zu erobern.

Gegen 1 Uhr nachts wird ein kaltes Büfett errichtet.

Gefeiert wird bis nachts um 3 Uhr oder aber bis in die frühen Morgenstunden.

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